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Weisheit ist nicht

        gleich Weisheit




        Die  österreichische Weisheitsfor-
        scherin Judith Glück hat sich un-
        ter anderem mit Laientheorien der
        Weisheit beschäftigt und fand her-
        aus:


        Je nach Alter der Befragten werden
        unterschiedliche Verhaltensweisen
        als weise angesehen.
        Was für mich also als weise er-
        scheint, muss nicht für einen ande-
        ren so sein.


        Schon Kinder drücken ein unter-
        schiedliches Verständnis von Weis-
        heit aus:
        Mädchen, 10 Jahre: „Ein weiser
        Mensch verhält sich anders als ande-
        re. Er ist klug, nett, liest mir Bücher
        vor, schaut sich nur sinnvolle Sachen
        im Fernsehen an.“
        Junge, 9 Jahre: „Weise Menschen
        geben schlaue Tipps.“

        15-20 Jährige erleben etwas als
        weise, wenn sie einfühlsamem und
        unterstützendem Verhalten  begeg-
        nen, mit andern Worten sich wert
        geschätzt und verstanden fühlen.


        30-40 Jährige dagegen nennen
        bevorzugt  solche Verhaltensweisen
        weise, die Selbstbewusstsein ausdrü-
        cken, also wenn jemand zu seinen
        eigenen Werten steht, Selbstvertrau-
        en und Initiative zeigt.


        60-70 Jährige wiederum bezeich-
        nen  Wissen und Flexibilität als
        Kennzeichen von weisem Verhalten,
        was sich darin ausdrückt, ruhig zu
        bleiben, sich Zeit zu lassen, Kom-
        promisse einzugehen und Lebenser-
        fahrungen anzuwenden.


        Judith Glück (2016): Weisheit: Die
        5 Prinzipien des gelingenden Lebens.
        München: Kösel-Verlag



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